Naples, am Golf von Mexiko, erreichte ich über die Autobahn 41, „Tamiami Trail“, die quer durch die Everglades führt. Eine wunderschöne Stadt für wohlhabende Rentner. Extrem sauber, perfekte Villen und Gärten, herausgeputzt und zurecht getrimmte Anlagen. Alles scheint einfach nur perfekt. Der Rasenschnitt, das Wetter, der kilometerlange, weisse Sandstrand, die historische Holzpier, das glasklare Wasser, mein Hotel im mediterranen Stil mit Terrasse, die ordentlich gestutzten Palmen und auch die Menschen, (hoher Altersdurchnitt). Warum komme ich mir nur so viel jünger vor, obwohl die zurechtgeschnittenen und getrimmten Körper dieser Menschen einiges zu bieten haben?
Am Abend unternahm ich einen langen Spaziergang durch die Strassen des historischen Zentrums mit vielen angesagten Boutiquen, Spitzenrestaurants und Shops.
Auf der langen Holzpier hatten sich Fischer, Touristen, Familien mit Kindern, Sportler und Rentner zum Sonnenuntergang eingefunden.
Sorry, aber bessere Fotos gab es nicht.
Mein erster Blick ins Wasser war etwas verwirrend, denn es brodelte wie im Wasserkocher. Schnell war mir klar, dass unter Wasser eine wahre Jagdorgie stattfand, nur was jagte wen, war noch die Frage. Die folgenden Stunden, die ich atemlos ins Wasser, in die Luft, auf den Pier und immer wieder ins Wasser starrte, verflogen ohne dass ich den Sonnenuntergang wahrnahm. Die braunen Pelikane bohrten sich spiralförmig ins brodelnde Wasser, während die Delphine pfeilschnell unter dem Pier durch und entlang der Küste schwammen und sich offensichtlich ein Festmahl von kleinen Fischen gönnten. Zwischendurch warfen die Fischer ihre Angeln aus, die Pelikane stürzten sich halsbrecherisch ins Getümmel und nach ihren dick hängenden Kehlsäcken zu urteilen, waren sie extrem erfolgreich. Ich war Zeugin eines einzigartigen Spektakels, um so mehr ich noch nie Delphine so nahe beobachten konnte. Elegant, geschmeidig kurvten sie vor unseren Augen. Obwohl ich dutzend Male versucht habe, sie zu filmen oder zu fotografieren, ist mir das misslungen, aber es war Adrenalin treibend. Solche Augenblicke sind geschenktes Glück und dafür bin ich unendlich dankbar.
z.T. aus Wikipedia: Die Everglades sind ein tropisches Sumpfland im Süden von Florida. Ein Teil der Everglades ist als Everglades-Nationalpark geschützt und UNESCO-Welterbe. Seit 2010 steht der Park auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes, da die zunehmende Umweltverschmutzung und Eingriffe in den Wasserhaushalt den Park bedrohten.
Kontrastprogramm – mein 50$ Zimmer und Cheeseburger
Mein Kontrastprogramm beinhaltet manchmal auch ein 50$ Hotel, zum Beispiel unterwegs zu den Everglades. Zum Schlafen reicht es, weiches Bett, riesiges Zimmer. In den Staaten bezahlt man den Preis für das Zimmer, unabhängig davon, wie viele darin schlafen. Für einen Einzelreisenden wie mich, wird dieses System dann doch recht teuer. Umsomehr schätze ich danach ein luxuriöseres Zimmer.
Als ich in Key West ankam und mein Hotel suchte, stolzierte ein wunderschöner Hahn in Gefolgschaft seiner überbesorgten Henne mit etlichen Wattebäuschchen selbstsicher über die Strasse. Ich trat abrupt auf die Bremse, noch bevor ich erfuhr, dass sie unter Schutz stehen. Key West ist eine übersichtliche, historisch intakte und überaus charmante Stadt am südlichsten Zipfel von Florida. Man erreicht sie über die Keys (Inseln) und über etliche Brücken, wovon die längste, die „seven mile bridge“ ist. Auf diesem 2200 km langen Nr 1 Highway benutzt man meist den Tempomaten. Einfach schnurgerade aus. Links ist der Atlantik, rechts der Golf von Mexiko und in der Verlängerung liegen Kuba und die Bahamas.
Ich habe mich sehr über Eure zahlreichen Kommentare gefreut. Leider konnte ich irgendwie nicht alle genehmigen. WordPress hat einiges geändert. Zum Teil ist einiges sehr einfach geworden, und anderes einfach anders. Ich soll Euch erzählen, wo ich überhaupt bin. In der Annahme, dass jeder weiss, wo Florida liegt, wollte ich niemanden mit langen Beschreibungen langweilen. Florida hängt ein bisschen wie ein Blinddarm an Amerika dran, es nennt sich „Sunshine State“ , wie auf allen Autonummern vermerkt, furchterregende Hurrikans ziehen in den Sommermonaten oft zerstörerisch übers Land und Florida einfach ist ein wunderbarer Reisestaat.
Ein erneuter Blick auf die Uhr liess mich unruhig werden. Wo war das bestellte Taxi? „Taxitop“ meldete sich der Fahrer. „Wo sind Sie?“ „Ich bin da“ erwiderte er. „Ja, wo DA?“ „Ja, DA!“ Leicht irritiert und in gequetschter Stimmlage, wollte ich wissen, wo denn das DA sei. Er meinte: „Ja, da vor der Garage“. „Das kann nicht sein, denn ich stehe VOR der Garage“. „Aaaha“. Während seinem langezogenem AHaaA, sah ich bildlich die Hirnwindungen entrollen und das Aufkeimen der Erkenntnis, dass er wohl vor der falschen Garage wartete. Glücklicherweise befand sich der Irrtum nur um die Ecke und so erreichte ich pünktlich den Bahnhof. Es war der Beginn einer Reise nach Florida.
Ich trete frühmorgens mit meinem Hund Lola aus der schmalen verwitterten Haustür auf die Gasse mitten ins mittelalterlichen Städtchen. Noch ist es kühl während die Stadt sich regt. Ich liebe diese Geräusche und Gerüche des Erwachens, stelle mich neugierig an Häuserecken und beobachte die Menschen. Lächeln oder träumen sie? Schlaftrunken gehen sie ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Es gab einmal ein Chancon: „Il est cinq heures, Paris s’eveille“ von Jacques Dutronc. Jetzt ist Montagmorgen und ich bin in Avallon.
Avallon liegt eine Stunde westlich von Dijon, fünf Autostunden von Schaffhausen entfernt und ist auf wunderbar ausgebauten, wenig befahrenen französischen Autobahnen (im Vergleich zu Zürich- Aarau) entspannt zu erreichen.
Ich kenne keinen Menschen, der Tunnels liebt. Die meisten Menschen benützen sie aus logistischer Planung und Bequemlichkeit. Einige wenige fürchten die Dunkelheit, das Einklemmtsein, die Ausweglosigkeit und meiden sie.
Auf meiner Durchreisein die Dordogne im September 2014 habe ich in Lyon einen Etappenhalt eingelegt und die Gelegenheit wahrgenommen und einige Sehenswürdigkeiten angeschaut. Unter anderem habe ich mich freiwillig einer Tunnelerfahrung der besonderen Art hingegeben. Die futuristische Röhre unter der Stadt durch war damals die neuste Touristen Attraktion in Lyon. Ein Tunnel für Elektrobusse, Fahrräder und Fussgänger ausgeleuchtet mit einer Lichtschau und nicht für Autos. Diese abenteuerliche Verbindung verbindet unterirdisch die Flüsse Soane und Rhone.
Schon nach wenigen Metern ersehnte ich das Ende des noch 25 Minuten entfernten Ausgangs. Ich war allein unterwegs, weder Fahrradfahrer noch kein Mensch zu Fuß. Gespenstisch ruhig. Von weit her sehe ich farbige Lichter, höre sphärische Klänge. Protektionen von der Farbigen Unterwasserwelt mit Fischen, Korallen und Algen bewegen sich über die Decke. Die Musik lässt die Einsamkeit schwinden. Lola und ich setzen einen Fuß vor den andern, freuen uns über den entgegen laufenden Jogger, erkennen ein Fahrradlicht und beginnen dieses Abenteuer zu genießen. Ein erster Bus nähert sich dröhnend von hinten. Ich bin erleichtert als er auf seiner Spur an mir vorbei fährt. Wieder kehrt absolute Stille ein. Als jedoch wenig später ein Laster mit blickendende Lichtern herankommt und gleich dahinter ein Werkfahrzeug mit Blaulicht, erhöht sich mein Puls. Wie leicht wird man nervös, sieht Fernsehberichte von brennenden Tunnels, versucht die Distanz zum Tunnelende abzuschätzen, dreht sich erneut um. Ich bleibe stehen schaue die Fische an nur sind es jetzt plötzlich Haie, die Musik wird fordernder, Der Tunnel enger. Das Blaulicht wiederspiegelt Sichtung vermischt sich mit dem Blau der Tunnelwände. Es ist nicht Angst, sondern das Spiel mit der Angst das auf dem Spielfeld meines Hirn spielt. Ein gefährliches und zugleich kitzelndes Spiel mit Emotionen.
Blau vermischt sich mit dem Orange der Warnblinker und dem Grün der Projektionen. Sie sind vorbei, zum Tunnelende hinausgepresst worden. Noch ist es für mich außer Sicht.
Mit jedem Schritt nähere ich mit Lola dem Ausgang zu, nur wenige Menschen sind uns begegnet. Wir sind unter der Stadt Lyon von der Rhone zur Soane rüber gewandert. Ein kleines wanderabenteuer, das ich froh bin, nicht verpasst zu haben.
Schon einmal war ich in einer besonderen Tunnelsituation gefangen. Der Niedergang einer Lawinw hatte mich während 4 Stunden im Zug gefangen gehalten die längste Zeit in Dunkelheit. Damals endete alles gut.
Ins „ Blaue“ fahren, wohin es mich treibt, das ist mir an manchen Freitagen das Liebste. Die Wanderschuhe lösten bei Lola und Lily einen Freudentanz aus. So packte ich die aufgeregten Hunde in den Kofferraum und fuhr bei stahlblauem Morgenhimmel los.
Leinen los! Die Schifffahrt Saison hat gestartet. Was mich allerdings reichlich verwirrte, als ich frühmorgens zwei Wochen vor Ostern im Güterhof zum ersten Kaffee eintraf, war das fehlende Kursschiff. Pünktlich jedoch zur Abreisezeit näherte sich die „Thurgau“ von der Werft , unter der Eisenbrücke hindurch, zur Anlegestelle. Und nun sitze ich gemütlich und genüsslich beim Schiffers Frühstück, während das Schiff sich langsam den Rhein hoch stemmt.
Wohin mich die Motoren fahren werden, weiss ich heute noch nicht. Ich möchte schreiben, fotografieren, staunen und geniessen. Irgendwo aussteigen und mich auf den Sohlen Richtung Schaffhausen zurück tragen lassen.
Vorerst staune ich über die wunderschöne Landschaft, das milde Morgenlicht im leicht verhangenen Himmel. Noch ist die Sonne verschleiert und lässt den frischen, grünen Frühlingswald nur zart durchschimmern. Dann fahren wir den Häuserzeilen des Rheinquais entlang und bestaunen die blumenbehangenen Balkone und Terrassen. Lila Glyzinien klettern Hausfassaden hoch, während in den Vorgärten fleissig gewerkelt wird. Es ist Samstagmorgen. Noch immer ist das Leben auf dem Rhein den brütenden Schwänen und quirligen Taucherlis vorbehalten. Letzte Bodenseemöwen sitzen auf den kräftigen Pfählen, derweil Schiffsbesitzer ihre Weidlinge und Schiffe reinigen, malen und einwässern. Alles bereitet sich auf die warme Jahreshälfte vor.
Das Rheinufer oberhalb Büsingen, der Deutschen Enklave, ist kürzlich weitläufig renaturiert worden. Eine natürlich gestaltete Uferböschung mit Trauerweiden, Buchen und wilden Kirschbäumen spendet im Sommer Schatten. Umgestürzte Bäume geben Fischen und Enten Unterschlupf und einzelne, ausladend gebaute Schwanenhochburgen werden von sanften Schiffswellen umspült. „Warum baut ihr eure Nester nicht höher rauf?“ frage ich sie, denn irgendwann wird das Hochwasser alles wegspülen. Ein Wettlauf der Zeit. Es ist erfreulich zu sehen, welche Anstrengungen gemacht wurden, zur Erhaltung der reichen Uferlandschaft.
Vor der Einfahrt nach Diessenhofen, einem mittelalterlich erhaltenen Städtchen, geniessen die wenigen Passagiere den Blick auf das erwachende, idyllisch direkt am Rhein gelegene St. Katharinental, ein ehemaliges Kloster und heutige Klinik für Rehabilitationen. Das malerische Grenzstädtchen Diessenhofen verlassend, fahren wir unter der geschlossenen Holzbrücke hindurch. Noch ist der Wasserstand weder zu gering noch zu hoch, um die Durchfahrt zu verhindern.
Je näher wir zu Stein am Rhein kommen, desto breiter und ausladender gestaltet sich die Flusslandschaft. Viele Schifffahrtszeichen, genannt Wiffen, geben dem Kursschiff den sicheren Weg vor und verhindern das Auffahren auf Steinbänken mitten im Fluss. Die Mäanderreise führt vom rechten zum linken, vom Deutschen zum Schweizer Ufer, vorbei an Stränden, Feuerstellen, Kapellen und wunderschönen Sitzplätzen. Beim Einlaufen in Stein am Rhein läuten die Glocken elf Uhr.
Von Steckborn nach Klingenzell
Ich steige in Steckborn aus und mache mich gleich auf den Weg, der oberhalb des Sees durch blühende Obstplantagen, an ausschlagenden Buchenwaldrändern vorbei, steile Böschungen rauf und runter und immer wieder offenbaren sich wunderbare Ausblicke auf den See.
Oberhalb Mammern stosse ich auf die Neuenburg, die bedeutendste Burganlage am Untersee, deren Ruine noch weitherum sichtbar ist. Es ist ein Höhenweg in blühenden Löwenzahnfeldern, vorbei an herrschaftlichen Riegelhäusern und schlossähnlichen Prachtbauten. Alles ist gepflegt und jedes Bänklein lädt zum Verweilen ein. Kein Wunder brauche ich länger als geplant für diese Etappe.
Bald ist Ostern
Dann erlebte ich etwas, was ich nie vergessen werde. Es liess mich an Lourdes, an die schwarze Madonna von Einsiedeln, an Wunder, Magie und heilende Kräfte denken. Ich näherte mich langsam dem Ende des Untersees, der Himmel verdunkelte sich, der Wald wurde dichter, die Wege rutschiger und irgendwann säumten bronzene Tafeln unverhofft den Waldweg, der mich noch tiefer in den Wald entführte. Es war düster und unheimlich. Die Tafeln, die den Leidensweg von Jesus erzählen, liessen mich, so kurz vor Ostern, und als christlich nicht sehr gebildet, sie genauer betrachten. Sie leiteten zu einer Grotte hin. Später erfuhr ich, dass es sich um die kleine Lourdes-Grotte bei Klingenzell handelt. Schwarz war der Himmel, schwanger mit Naturgewalt und Unvorsehbarem.
Ein heftiges Gewitter mit Donner und gewaltigen Regengüssen entleerte just als ich in die aus Felsen und Steinen einer früheren Kirche geformten Höhle eintrat. Gefangen mitten im Wald, von Rottannen und Ruhebänkchen umgeben und abgeschirmt vom kreuzförmig angelegten, bemoosten Brunnenbecken, spürte ich die Kraft dieses besonderen Ortes. Wäre dieser Wolkenbruch nicht gewesen, wäre ich nicht stehengeblieben und hätte somit den Ort verpasst, die Magie und Spiritualität dieses Augenblickes. Da gab es etwas, das mich zum Innehalten gezwungen hatte, mich hineindrängte hatte in diese von Kerzen beleuchteten Grotte. Der prasselnde Regen verhängte einen Vorhang vor die Höhle und ich verharrte mit Lola gebannt. Ich fühlte keine Angst, denn ich war geborgen und beschützt.
Kaum merklich wurde es heller, stiller und plötzlich brach greller Sonnenschein in die Dunkelheit ein. Irgendwo müsste ein Regenbogen sein. Aber ich sah ihn nicht. Alles glänzte im Nass und einzelne Strahlen erleuchteten den Altar und liessen die vom Höhlenrand herabfallenden Tropfen wie Swarovski-Kristalle im Regenbogenlicht explodieren. Auf dem Altar lagen weisse Kieselsteine. Madonnen aus Ton, Holz und Eisen standen verteilt darauf. Während letzte Tropfen auf dem Teichlein absprangen, spiegelte sich der nunmehr blaue Himmel hinter den Tannen im dunklen Wasser. Rundherum waren liebevoll Frühlingsblumen eingepflanzt.
Was ich hier erlebt hatte, hat sich mir unwiderruflich eingeprägt. Ist es Segen, Fügung oder Schicksal? Es ist Glück im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein und diesen auch zu erkennen. Mein Glück.
Heute ist Ostersonntag. In der Zeitung lese ich einen langen Artikel genau über diesen Kreuzweg bei der Kapelle Klingenzell und dessen Bedeutung.