Über den Wolken und Ankunft in Queenstown

Über den Wolken und Ankunft in Queenstown

Neuseeland Tagebuch 13.-27. Februar 2019IMG_6972

Noch in der Dunkelheit verliessen meine Schwester, Barbara und ich bei eisigen Gisborne-Temperaturen die Hügel ausserhalb Melbourne’s. Jan, der den Shuttle Service übernommen hatte, spukte uns am Flughafen aus. Da waren wir nun. Ausgeliefert an tausend Maschinen, die unsere Pässe schnappen wollten, koffer-schluckende Bänder, begierige Kontrollen und einige Schlangen vor weiteren Schranken. Aber wir haben uns durchgedrückt und sind auf der anderen Seite unbescholten rausgespuckt worden. Zur Belohnung und ersten Erholung genossen wir unseren Cappuccino mit Mandelcroissant. Jetzt konnte uns nichts mehr anhaben.

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Tennis zwischen Südpol und Wüste

Tennis zwischen Südpol und Wüste

Die prophezeite Rekordhitze ist eingetroffen, klagen wir. «The weather as usual» befinden die Australier. Was sich an der Wetterfront täglich hier in Victoria abspielt, will ich Euch heute erklären, aber zuerst warum genau heute. Heute Abend um 19.30 Uhr werden mein Schwiegersohn und ich in der Rod Laver Arena schmachten und bei der Schlacht im Halbfinal zwischen Djokovic gegen Pouille dabei sein. Ihr werdet uns vielleicht zwischen 15’000 Zuschauern entdecken, wie wir irgendwo in den mittleren Reihen dahinschmelzen. Wir wissen nicht, wer gewinnen wird, wir wissen einzig, dass es ein verrückter Wettertag ist. Erst steigt die Temperatur auf 44 Grad und dann so gegen 17 Uhr fällt alles um 15 Grad innert 20 Minuten zusammen. Wir werden leiden, halb verdursten und vielleicht jammern, aber wir werden jede Minute aufsaugen, mitjubeln und glücklich sein, dass wir dabei sind. Mehr lesen

Bücher, Pinsel und Fernglas

Bücher, Pinsel und Fernglas

Die Tasten sind stumm und auf dem Papier tanzen die Pinsel. Statt zu schreiben, male ich mit Leidenschaft. Ich geniesse das Leben mit der Natur. Kaum bin ich mit dem Fernglas den vielen Kakadus hinterher gepirscht, ruft auch schon der knallrote Papagei oder die Elster schimpft lauthals um die Häuserecke. Jedes Lebewesen steht mir Modell. Im Abendlicht den äsenden Kängurus zuzuschauen, lässt mich das Rundherum vergessen. In grossen Sprüngen, abgestützt auf ihren kräftigen Schwänzen, schwingen sie sich samt tiefhängenden Beuteln über die hohen Zäune. Während die Mutter vornüber gebeugt, genüsslich die saftige Luzerne frisst, neigt sich das „Joey“ frech aus dem prallen Beutel und knabbert ebenfalls an den Stängeln. 

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Alles beim Alten – Australien

Alles beim Alten – Australien

 

Ich sitze auf derselben Veranda und trinke denselben frischen Zitronenmelissen Morgentee, wie im Jahr nach meinem sechzigsten Geburtstag, als ich zum letzten Mal hier war. Die australische Sonne versprüht heute, genau wie damals ihre stechende Wärme. Kein Dunst trübt den Himmel. Stille, einzig von einem Flugzeug und Vogelklängen gestört, breitet sich über das weite Land. Satte Weiden nähren die herumwandernden Schafe, gefrässigen Kängurus und Kaninchen. Alles ist so wie es vor fünf, vor zehn oder noch mehr Jahren war.

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Singapore Buddha Tooth Relic Tempel

Singapore Buddha Tooth Relic Tempel

Habt Ihr euch auch schon gefragt, wohin unser Orientierungssinn entschwunden ist. Zum Beispiel steht man an einer Kreuzung und möchte zurück zum Hotel gehen. Alles erscheint fremd. Plötzlich fliesst der Singapore River links anstatt rechts, die Hochhäuser stehen südlich dabei sollten sie in nördlicher Richtung liegen. Bin ich nicht dreimal um den Häuserblock gegangen? Oder waren’s doch nur zwei Mal? Früher folgte ich instinktiv meinem inneren Kompass. Ist der Kompass kaputt oder haben sich die Häuser gedreht? Es hat eine Weile gedauert bis ich mir eingestand, dass mich der einst gute Orientierungssinn in den letzten Jahren verlassen hat. So wie der Gehörsinn und meine Sicht, ist ein Teil wohl den Jährchen zum Opfer gefallen. Kann sein, aber viel mehr glaube ich, dass ich verlernt habe, bewusst die Orientierung zu schärfen. Ich wähne mich ja in Sicherheit mit GPS, Google map oder HERE we go (meinem Lieblings-Navigator). Warum soll ich mir Häuserfarben, Strassennamen oder Landmarken einprägen, wenn man mit diesen Geräten jederzeit aus dem Labyrinth findet.

Am Tag zwei starte ich also einfach ins Blaue raus.

Ich will einfach der Nase nach, dem Gefühl vertrauen, der Neugierde Platz geben und dem Abenteuer hinterher jagen. Singapore ist freundlich, sicher und voller neuer Winkel zu entdecken. Also weg von den Hochhäusern hinein ins Chinaviertel. Durch Gässchen, über Passerellen und um tausend Ecken komme ich immer tiefer hinein. Die eins bis zwei Stockwerke hohen, schmalen mit kunterbunten Holzläden versehenen Reihenhäuser haben strasseneben kleine Läden fürs tägliche Leben. In engen Arkaden teilen sich Ware und Fussgänger einen beschatteten Durchgang. Ich schlängle mich durch eine immer grössere Menschenmenge. Wo bin ich, was gibt’s es zu sehen?

Buddha Tooth Relic Temple

Plötzlich stehe ich vor dem grossen, roten Tempel, dessen Fassade mich schon vor fünf Jahren fasziniert hatte.  http://www.btrts.org.sg

Buddha Tooth Relic Tempel, der Erzählung nach ist hier der linke Eckzahn von Buddha aufbewahrt, ist ein imposanter, die Sinne berührender Tempel. Räucherstäbchen, Stimmengemurmel, betende und staunende Besucher locken mich hinein. In Gold und Rot gehaltene Räume offenbaren einen Reichtum an Buddha Statuen, Gemälden, Opfergaben und Wertgegenständen. Wie vieles in der Stadt wurde der Tempel erst 2007 mit Hilfe grosszügiger Spenden gebaut. Im grossen Saal halten schwarz und orange gekleidete Mönche und Buddhisten eine Zeremonie ab, der wir Besucher beiwohnen können.

Ich ziehe mich in die oberen Stockwerke zurück. In einer umfangreichen Ausstellung mit kunstvollen Statuen und Gegenständen findet der Besucher auf Bildschirmen viel Wissenswertes über das Leben von Buddha, seinen Geschichten und Taten. Auf der vierten Etage in der Sacred Light Hall befindet sich schliesslich das Herzstück des Tempels, der heilige Zahn.

Die Buddhazahn-Reliquie nistet in einer riesigen und eindrücklichen Stupa, die aus 320 Kilogramm Gold gefertigt ist. 234 Kilogramm wurde von Gläubigen gespendet. Nur Mönche dürfen die Reliquienkammer betreten. Alle anderen müssen von aussen staunen.

 Zuoberst betrete ich einen romantischen, stillen Garten, der mir nach so viel prunkvollen Eindrücken hilft, mich zu sammeln und auszuruhen. Und dann geht’s der Nase nach – im wörtlichen Sinn.

Aber davon handelt mein nächster und letzter Bericht aus Singapur.

Good morning Singapore

Good morning Singapore

Nach einem angenehmen zwölf Stunden Flug landete ich in der Morgendämmerung auf dem Changi Flughafen in Singapur. Ich fühlte mich übernächtigt, aber glücklich und fantasierte über ein weiches Hotelbett. Mein Zimmer sei noch nicht bereit, meinte die Rezeptionistin. „Ok“, war alles was ich dazu sagte. Auch mein äusserst enttäuschtes Gesicht zauberte kein Bett herbei. So nahm ich vorerst meine Umgebung in Augenschein, bot diese doch einen ziemlich ungewöhnlichen Anblick.
Eine hohe schwarze Holzschwelle (bitte Röcke und Koffer darüber heben) markierte den Eingang in den chinesisch historischen Tempel. Im dahinterliegenden, zum Himmel offenen Atrium, begrüsste mich ein bronzener chinesischen Wasserträger und weitere Ausstellungsgegenstände. Die teils gewollte Baustelle mit historischen Elementen erregte meine Aufmerksamkeit und blies meinen Ärger zum Hintereingang raus.

AMOY Boutique Hotel gehört zur chinesischen Fareast Hotelgruppe und befindet sich mitten im quirligen historischen Chinaviertel, das von den ersten Einwanderern Chinas gegründet wurde.

Umgehauen hat mich Mitteleuropäerin die Luftfeuchtigkeit. Was Hitze ist, wissen wir ja vom letzten Sommer her. Die Kombination jedoch ist schweisstreibend, denn Singapur liegt am Äquator und ist in dieser Zeit auch von der Regenzeit beeinflusst. Dafür ist alles wunderbar grün, aber den Regenschirm zu vergessen kann, von der Feuchtigkeit zur Traufe führen. (etwas abgewandelt)

Noch vor Sonnenaufgang sass ich bereits aufgeweicht und müde an der Marina Bay mitten im Business Center beim Merlion, dem Wahrzeichen des Stadtstaates Singapur. Das Wasser speiende Fabelwesen ist halb Fisch und Löwe. Auch beim ersten Aufenthalt vor 35 Jahren gehörte er bereits zu den Attraktionen. Er stand allerdings noch am Eingang zum Singapur River. Nach 10’500 km Reise entspannte mich die Vertrautheit des Ortes. 

Marina Bay

Die Sonne geht im zwölf Stunden Rhythmus auf und unter. Auch an meinem ersten Morgen quetschte sie sich zwischen dem aufsehenerregenden Marina Sands Hotel (drei Türme mit einem Surfbrett darüber) und dem einer Lotus nachempfundenen Science Museum hindurch. Der mit Schäfchen- und Schleierwolken verhangene Himmel begann zu glühen . Wow. Und dazu einen Café Latte von Starbucks. Wer mich kennt und meinem Reiseblog folgt, weiss, dass ich für einen schaumigen Morgenkaffee Meilen gehe. 

Läuft einmal nicht so wie wir es uns vorgestellt haben, kann daraus immer auch ein Geschenk werden. Mein heutiges Geschenk war diese Morgenstimmung mit einem Latte in der Hand. 

AMRUM – Mein letzter Tag

AMRUM – Mein letzter Tag

Der Wind hat nachgelassen, alles ist ruhig, aber kühl am heutigen letzten Morgen auf Amrum. Wo ist der angesagte Regen, über den seit Tagen alle reden? Ich höre kein Rauschen und Plätschern. Die Insulaner und Hartgesottenen freuen sich mit der Natur auf das langersehnte Nass. Einige Camper hingegen schwanken, ob sie frühzeitig abreisen sollten oder doch ausharren in ihren Zelten. Für mich ist klar. Ich bleibe in meinem kuscheligen, trockenen „Daheim“. Luken dicht, Standheizung an und endlich all das tun, was ich bis anhin verschoben hatte. Viel lesen, viel schreiben, malen und ausgiebig Friesentee trinken. Und dabei dem Tribbeln, Tröpfeln oder Chräbbele auf dem Dach des Busses lauschen.

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ICK WELL ANS MEER – AMRUM

ICK WELL ANS MEER – AMRUM

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«Kuck-kuck, kuck-kuck». Jeden Morgen zieht es mich über den Bohlenweg durch die Dünen. Immer ist es anders. Mal paddeln Graugänse mit ihren Jungen, Gössel genannt, über den torfigen Teich, mal sind es Eiderenten und andere Male ist da gar nichts, ausser dem kleinen aufgeweckten Kaninchen. Heute verkündet einzig der Kuckuck seine Anwesenheit. Sein Gefieder ist so schmucklos, dass ich ihn nur mit den Ohren sehen kann. «Wo hast Du denn dein Ei gelegt?» frage ich ihn.

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AMRUM–Eine nächtliche Wattwanderung

AMRUM–Eine nächtliche Wattwanderung

Auf und davon, raus und ganz weit weg. Ich wollte mich durchpusten lassen, einfach ich sein und treiben lassen. Dazu brauch ich nicht mehr als ein VW Camper mit dem bequemsten Bett der Welt unterm Sternen, oder Wolkenhimmel und ganz viel Weite rundherum. Seit zehn Tagen lebe ich in den Dünen auf dem Campingplatz von Amrum. Soll ich erst vom weiten, bewegten Himmel oder doch vom unendlichen Kniepsand erzählen? 

DIE INSEL

Als ich vor einem Jahr mit der Familie auf Sylt Ferien machte, hörte ich immer wieder begeisterte Berichte über die Nachbarinsel, Amrum. Amrum ist eine Nordfriesische Insel und liegt im Wattenmeer der Nordsee. Sie ist geschützt von einem dicken, halbmondförmigen Sandstrand, dem breitesten, zusammenhängenden Sandstrand Europas. Die Schutzgebiete in der einmaligen Dünenlandschaft mit Vogelreservaten, den breiten und Kilometer langen weissen Stränden sind mein Wohnzimmer, der Blick durchs Fernglas mein TV Gerät, die Sonne meine Heizung und der Wind sorgt für Ordnung und Klarheit.

 Morgens begrüssen mich süsse Kaninchen, bunte Fasanen, Sturm- und ganz schön grosse Heringsmöwen. Der Strandhafer, hält die Dünen zusammen und bewegt sich im kräftigen Wind, während der weisse Sand Muster in die Landschaft zaubert. Wie liebe ich diese Ruhe und absolute Stille. Das Gekreische der Möwen auf meinem Dach ist da willkommene Ausnahme.

Nach den heissen Tagen der ersten Woche hat sich jetzt das typische Nordseewetter eingelassen. Mit Kapuzenpulli spaziere ich morgens die zwei Kilometer über Holzstege zu meinem Latte Macchiato nach Wittdün. Die Bohlenwege durchziehen die Dünenlandschaft zur Schonung des Schutzgebietes. Überall stehen erklärende Tafeln zu Flora und Fauna. Mit meinem Fernglas ausgerüstet und viel Musse, beobachte ich die ersten Möwenkücken, die unter den Fittichen der aufmerksamen Eltern in den Sandkuhlen herumhüpfen. Es ist die Zeit der Jungtiere.

WATTWANDERUNG IN DER NACHT

«Da muss ich dabei sein!» dachte ich mir als ich über diese Nacht-Wattwanderung von Amrum zur Nachbarinsel Föhr las. Es war ein eindrücklicher Höhepunkt meiner ersten Woche. Die Exkursionen von Insel zu Insel dürfen nur unter kundiger Führung gemacht werden, denn die Gefahren sind gross.

Um zwei Uhr morgens brummte der Wecker. Erst musste ich den Bus fahrtüchtig machen, kurz frühstücken, warm anziehen und sechs Kilometer ans andere Ende der Insel nach Norddorf fahren. Um drei Uhr trafen sich siebzehn Abenteurer beim «Standläufer» Laden. Zum Glück hatte ich tags zuvor den Weg rekognosziert, denn die mondleere Nacht war gespengstig. Erst marschierten wir strammen Schrittes durch verschlafene Gassen. Flüstern war erlaubt. Wir waren andächtig einer Sonnenaufgang Prozession gleich unterwegs. Die erste Stunde führte durch Salzwiesen. Diese Felder werden unregelmässig von Sturmfluten überschwemmt und somit mit Salz getränkt. Das saftige Grün ist ein Paradies für speziell angepasste Pflanzen, einzigartige Insekten und Vögel. Sie haben gelernt mit dem Salzgehalt klar zu kommen. Wie sie dies tun, erklärte Dark Blome, unser kundiger Wattführer, ein Inselkind aus Amrum. Überhaupt erzählte er unglaublich viel Wissenswertes zu Natur und Kultur. Wir spürten die zwanzigjährige Erfahrung und die vielen Weiterbildungen, wie er immer wieder betonte.

Nach einer Stunde erreichten wir den Rand des Watts. «Schuhe aus und Hosen hochkrempeln», hiess es. Dark Blome erzählte über die Kräfte von Mond und Sonne, die für Ebbe und Flut verantwortlich sind und zeichnete einfache Karten über die Örtlichkeiten unserer Wanderung in den feuchten Sand. Wir wanderten barfuss weiter über feinen, nassen Sand auf ungewohnten Sandwellen. Meine Fusssohlen beklagten sich. Noch war es dunkel und doch erahnten wir den neuen Tag. Das Wolkenbild nahm erste rote Schimmer auf. «Dieser Wasserlauf nennt sich Priel», erklärte Dark Blome, «Das Wasser bleibt bei Ebbe darin liegen. Bei abziehenden oder einfliessenden Gezeiten können diese jedoch zu reissenden Flüssen werden. Seid vorsichtig und nicht übermütig.» Als das Wasser die Mitte Oberschenkel erreichte, hatten wir die Warnung verstanden. Alles war unheimlich und prickelnd. Bald kam die nächste Warnung. Wir sollten sehr vorsichtig gehen, denn in diesem Strandabschnitt graben sich Rasierklingen- scharfe Austern im Sand ein, so dass deren Muschelrand kaum sichtbar ist und tiefe Schnittwunden verursachen kann. «Schaut auf den Boden und bleibt stehen wenn ihr die Wolken betrachten wollt.» Es sind importierte pazifische Austern, denn die Europäischen seien leider ausgestorben. Ein willkommener Zuzüger.

Die Wanderung zieht sich, die Füsse ächzen der ungewohnten Bewegungen wegen. Die Küste von Föhr ist nah und der Sonnenaufgang zwischen den Inseln Sylt, Föhr und Amrum sehr eindrücklich. Die unendliche Weite, der Himmel und die Stille bleiben unvergesslich. Wir wandern, sprechen wenig, betrachten die Küsten und staunen. So ein schöner Tagesbeginn.

Nach dreieinhalb Stunden erreichen wir das Ziel. Ein Bus fährt uns nach Wiek, dem hübschen Hauptort von Föhr, wo auch die Fähre nach Amrum zurückfährt.